Ulsass1967 hat geschrieben: 05 Nov 2025, 11:10
Sehr schön. Was aber ist die Idee? Und ist sie für Eintracht geeignet? Bringt sie die Mannschaft voran? Bei allen Problemen mit wechselndem Personal,
ich sehe keine spielerische Entwicklung nach vorne. Und dafür kann man nicht alleine die Personalsituation verantwortlich machen. Aber nun bin ich eigentlich schon wieder beim Trainer-Problem angekommen.
Das ist genau das, was ich beschreibe. Die Idee steht und fällt mit dem Personal. PSG könnte ohne ihre starken und extrem schnellen Außenbahnspieler wie Hakimi und Mendez ihren Fussball nicht zu 100% aufn Platz bekommen. Im Kleinen sieht es bei uns auch so aus. Wir haben ja keine unglaublich komplizierte Spielidee: Ohne Ballbesitz beginnen die Stürmer als erste Reihe massiv den Aufbau des Gegner zu stören, daraus resultieren optimaler Weise ungenaue, lange Bälle aus deren erstem Drittel. Wir brauchen dazu schnelle und ausdauernde Stürmer wie Yardimci, sonst entsteht nicht genug Druck.
Dahinter wird es nun interessant. Das Mittelfeld muss diese ungenauen Bälle nun erobern. Das ist für mich der wichtigste Baustein der Spielidee. Hier brauchen wir sehr viele Kompetenzen. Die Spieler müssen den Ball gut antizipieren, reaktionsschnell agieren, schnell anlaufen und mit hoher Ballkontrolle annehmen können. Sie müssen dann technisch und von der Spielübersicht her in der Lage sein, sehr schnell einen Weg nach vorne zu suchen. Das können wirklich nicht viele. Tempelmann kann das, wenn er bei 100% ist. Max Marie kann das, wenn er die Sicherheit durch Tempelmann an seiner Seite hat. Heußer müsste dazu eigentlich auch in der Lage sein, zeigte aber Formschwankungen. Flick wäre die Rückfalllösung, wenn Tempelmann und Marie keinen Zugriff bekommen. Stimmen hier die Abstände nicht, bekommen wir sehr einfach massiven Druck auf unser letztes Drittel.
Dann brauchen wir IV und Außenbahnspieler, die sich im Eins-gegen-Eins nicht die Blöße geben. Köhler kann das (auch wenn mitunter die Geschwindigkeit ein Problem sein kann. Er ist aber deutlich spritziger als es mal zwischendurch der Fall war). Frenkert kann er optimal, weil er nicht nur Zweikampfstark, sondern auch schnell ist. Strahlt die IV diese Sicherheit aus, können die Außenbahnspieler etwas mehr wagen, was dann wieder zu einem Umschaltmoment führen kann.
Das ist alles kein Zauberfussball. Passt aber zu uns. Wir haben ein extrem laufstarkes Team.
Für den Gegner ist das ein ätzendes System, weil es kein Gegensystem gibt. Der Gegner muss über die Zweikampfquote, sehr sehr schnelles und genaues Passspiel und eine ähnlich Laufbereitschaft gegenhalten.
Im eigenen Ballbesitz, konnten wir dazulernen, wenn das Personal stimmt. Früher kamen quasi nur lange Bälle hintenraus. Der Kopfball vom Wandstürmer musste passen, damit ein Angriff entstehen konnte. Heute wagen es die IVs auch mal den Ball mit einem Sprint bis zur Mittellinie zu treiben, um so die erste Reihe des Gegners zu schlagen. Sind Aydin und DMS mutig (weil die IV sicher steht) und schieben weit nach vorne, funktioniert das flache Spiel über der Flügel als Variante. Sind sie aber ängstlich und stehen tiefer als der erste Block des Gegners, bleibt ihnen beim Ballkontakt nur der Rückpass oder lange, hohe Ball über den Flügel. Und auch durch die Mitte kann etwas gehen, wenn Tempelmann und Marie durch Körpertäuschungen und Drehungen sich Raum zum Sprinten schaffen. Dazu ist Köhler im langsamen Spielaufbau sehr wohl in der Lage, mit sehr genauen, weiten Pässen, das Spiel schnell von einer Seite auf die andere zu verlagern (er ist aber auch der einzige in der IV, der das kann).
Was ich noch total für sehr baufähig halte ist die offensive wie defensive Raumbesetzung. Unsere Stürmer stehen bei Flanken selten in der Tiefe des 16ers verteilt, eher wie ne Kette aufgereiht oder in einem Bereich, wo der Ball gar nicht gefährlich hinkommt. Und in der Abwehr haben wir oft trotz Überzahl keine sinnvolle Zuordnung zu den Gegner im 16ner. Da wird ohne Not lieber der Raum gedeckt, obwohl einer den Raum und einer den Gegner decken könnte. Ich denke das ist aber dem Fehlen von Frenkert und Jäkel und der Uneingespieltheit der immer wechselnden IV geschuldet.
Und an dieser Stelle bin ich weg vom Trainerproblem. Konnte er sinnvoll aufstellen mit 100% fitten Spieler, konnte er mit seiner Art des Fussballs auch Punkte sammeln.
Es stellen sich die Fragen: Ist der Trainer an der Rot-Flut Schuld? Sind die Verletzungen dem Trainer anzukreiden? (Ich hatte dazu schon mal statistisch aufgezeigt, dass andere Team teilweise deutlich lauf- und sprintintensiver spielen ohne unsere Probleme) Würde ein anderes System unter einem anderen Trainer wirklich besser zum aktuellen Kader passen. Und ist es machbar dem Team in absehbarer Zeit und in der nötigen Güte einen Plan-B beizubringen?